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Bist du da?



Herzlich Willkommen und wie schön, dass du dich entschieden hast, dir ein wenig Zeit zu nehmen und dir ein paar Minuten gönnst, um diese Botschaft zu lesen. Sie wurde geschrieben, weil du wichtig bist:

 

Kennst du den Unterschied zwischen Dasein und da sein?

Ich habe mal bei einer "Veranschaulichung" mitgemacht und war sehr überrascht von dem Ergebnis. Du kannst bei Gelegenheit gern mal mit deinem Partner, deiner Freundin oder mit deinem Freund, das selbe ausprobieren:

Du setzt dich neben sie oder ihn auf die Couch und streichelst der Person mit der Hand über den Rücken. Dies tust du einmal in vollem Bewusstsein und mit deinem ganzen Fokus auf dein Gegenüber und ein weiteres Mal, bei dem du beim über den Rücken streicheln an etwas ganz anderes denkst, wie z.B. deine aktuelle To-Do-Liste. Nicht nur dein Partner sondern auch du selbst wirst ganz schnell den riesigen Unterschied feststellen und sofort merken, zu welchem Zeitpunkt du die Streicheleinheit abgelenkt und nicht mehr mit der 100 %-igen Aufmerksamkeit ausgeführt hast. Es ist sehr eindrucksvoll und faszinierend. Die Intensität, das echte Gefühl, lassen in dem Augenblick total nach, wo du deine Gedanken weg von dem momentanen Geschehen und von deinem Partner genommen hast.

Und dabei denken wir doch so oft, dass wir sehr wohl in der Lage sind mehrere Dinge auf einmal zu tun. Ganz besonders in der heutigen Zeit, wo man sich „Leerlauf“ gar nicht mehr leisten kann. Wann stehe ich schon mal an einer Bushaltestelle und gucke einfach während des Wartens sinnfrei durch die Gegend? Wir alle sind super geworden in „Zeit nutzen“. Ich höre in der Zwischenzeit Podcasts, checke WhatsApp oder lese ein Buch. Hohe Produktivität und sinnvoll die Zeit nutzen, das ist das oberstes Ziel. Schließlich gibt es viel zu tun! Und zu lesen!

Alles will unsere unbedingte Aufmerksamkeit – und zwar jetzt! Wenn mein Mann eine Nachricht auf seinem Handy erhält, dann gibt es nicht nur einen Ton von sich, sondern die Nachricht poppt auch sofort sichtbar auf dem Display auf, ein leuchtender Rahmen bildet sich um das gesamte Handydisplay und blinkt unentwegt. „Kümmere dich um mich! Nimm mich in die Hand! Lese die Nachricht! Es könnte wichtig sein! Verpasse es nicht!“ – schreit es die ganze Zeit. Wer kann sich dem entziehen? Erst nach gefühlten 5 Minuten gibt es endlich Ruhe, wenn du es geschafft haben solltest alle Zeichen zu ignorieren. Ich selbst muss auch ständig den Drang unterdrücken, während des Essens, des Fernsehens oder gar während eines Gespräches nicht auf mein Handy zu gucken. Es könnte ja etwas lebensnotwendiges, entscheidendes eingetroffen sein - ist es aber natürlich nie :-)!

Wenn ich mir bei YouTube ein Video ansehen will, dann bleibt es entweder selten bei dem einen, welches ich mir gezielt ausgesucht habe, oder ich gucke etwas ganz anderes, als ursprünglich wollte. Immer wieder falle ich auf die Tricks rein, die mich dann doch verleiten das eine oder andere Video anzuklicken. Die ersten Sätze bei den vorgeschlagenen Videos sind so reißerisch und Aufmerksamkeit heischend, dass man schon sehr uninteressiert durchs Leben gehen muss, wenn man nicht wissen möchte, wie das wohl weiter geht. 

Ich möchte nicht wissen, wie viel Lebenszeit ich mittlerweile mit solchen Videos, WhatsApp-Posts und Sonstigem verdaddelt habe. So oft war ich zwar da, aber eigentlich auch nicht. "Körperlich Anwesend" - wie mein Lehrer früher immer so schön sagte. 

Alle diese Ablenkungen wollen unsere Zeit, unsere Aufmerksamkeit, unser Interesse, unser Geld und letztendlich unser Leben, um es zu manipulieren und auf ihre Seite zu ziehen. Was sie nicht wollen: MICH! Oder DICH! Dich als Menschen, als Individuum, mit deinen Talenten und Begabungen, deinem Charakter, deiner Ausstrahlung. Du bist ihnen nicht wirklich wichtig, nur dein „Klick“!

Ich habe verlernt einfach nur da zu sein. Man sieht oft mein Dasein, man merkt aber nicht mein da sein.

So verpasse ich an der Bushaltestelle meine Umgebung war zunehmen: Wer fährt mit dem Auto vorbei? Wer wartet noch mit mir an der Haltestelle und braucht der vielleicht meine Aufmerksamkeit? Ein Lächeln oder ein paar Worte der Wahrnehmung? Ich halte mich nicht für wichtig genug.

Es wäre auch eine gute Gelegenheit mal meinen Gedanken nachzuhängen und mal abzuspüren, wie es mir gerade geht. Freue ich mich auf den Tag? Macht mir etwas Sorgen? Woran sollte ich heute noch denken? Was ist wichtig und worauf kommt es an?

Ich habe mir mittlerweile angewöhnt, wenn ich aus dem Haus gehe, um etwas zu erledigen z.B., dass ich einmal kurz Innehalte und tief ein- und wieder ausatme. Dabei nehme ich ganz bewusst war, wie die Luft riecht, was ich hören, was ich sehen kann und ob es etwas gibt, was mein Auge erfreut und mich dankbar macht. Einen Moment ganz im Jetzt und Hier.

Nicht schon bei dem nächsten Termin, der nächsten Aufgabe, sondern einfach nur da!

Ich will dich ermutigen, das auch einmal auszuprobieren - es erhöht die Lebensqualität ungemein. 

 

Nach dieser Erkenntnis habe ich mich gefragt: Wie oft stelle ich sicher, dass ich wirklich zu 100% fokussiert bin auf die momentane Situation? Bin ich bei einem Gespräch, sei es bewusst oder nur zufällig zwischen den Regalen bei Aldi, wirklich 100%ig da? Oder lenkt mich ständig etwas ab? Nehme ich mir die Zeit meinem Gesprächspartner zu zeigen: Ich bin da! Ich sehe dich! Ich höre dich! Ich habe Interesse an dir! Oder schweifen meine Gedanken ab zur Einkaufsliste, dem Angebot, dass da rechts im Regal liegt oder ging da nicht gerade meine Nachbarin vorbei?

Ich glaube wir würden wieder bewusster mit diesen Alltagssituationen umgehen, wenn uns klar würde: Wir sind wichtig! Du bist wichtig! Du hast etwas zu geben! Du hast etwas zu sagen und vielleicht bist gerade du es in diesem Moment, der einen entscheidenden Anstoß in einem Gespräch gibt, ein Lächeln spendet, was mehr sagt als tausend Worte, und demjenigen, dem es gegolten hat, nie wieder aus dem Kopf geht. Wir stolpern nicht zufällig durch unser Leben oder sind nur einer von vielen, so dass es auf uns nicht ankäme. Wenn uns unsere Bedeutung für unsere Mitmenschen mehr bewusst wird, dann schenken wir den Augenblicken der Begegnung wieder mehr Beachtung und können besser einordnen, was gerade wirklich wichtig ist und was uns nur ablenken möchte. Wir würden uns auch wieder mehr lebendig fühlen, denn was gibt es Schöneres, als wenn man eine gute, tiefe, verändernde Begegnung mit einem Mitmenschen hatte.

Ich habe mir fest vorgenommen, mich darin wieder mehr zu üben. Mein Handy ist schon seit 3 Jahren auf „Bitte nicht stören“ Modus, aber dennoch muss ich immer wieder daran arbeiten, es mehr aus der Reichweite zu legen, damit ich nicht ständig checke, ob etwas gekommen ist. Ich hoffe, ich checke es!

Ich habe keine Ahnung wie Gott das macht. Er sieht und trifft 8 Milliarden Menschen, die Er im Blick hat und denen Er seine Beachtung schenkt:

 

„Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, HERR, nicht alles wissest. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. Solche Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch; ich kann sie nicht begreifen.“

Psalm 139:2-6 DELUT

 

So viel Aufmerksamkeit für uns! 100 %iger Fokus auf mich! Auch Gott stellt sicher, dass ich erleben darf: Ich sehe dich, ich höre dich, ich liebe dich! Wie wunderbar ist das?

Dann sollte es mir auch möglich sein, anderen diese Wertschätzung entgegenzubringen.

Auch du bist geschaffen, um anderen nah zu sein, sie zu lieben, ihnen zuzuhören und ihnen die Achtung zu schenken, die ihnen zusteht. Denn du bist von Bedeutung. Verschenke dein Dasein um da zu sein.

 

You Really Matter

Andrea

 

 

 

 


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